Freitag, 24. Februar 2012

Echte Männer spielen kein Fußball - oder - wie ich zu einer XBox kam

Männer bleiben auch Kinder, so sehr wir es mitunter gerne leugnen würden. Dann und wann machen wir damit aber auch bittere Erfahrungen.

Wie alles begann:

Ich war Computerspielen nie gänzlich abgeneigt. Meine Erfahrungen damit hielten sich dennoch in Grenzen, da ich nur ungern an meinem PC spielen wollte. Das mag daran gelegen haben, daß sich nie ein Gefühl des Wohlbefindens einstellen wollte, wenn ich am Schreibtisch, umringt von Arbeitsunterlagen und stapelweise Papieren, die nach Erledigung schrien, ein Spiel startete. Der Wunsch wuchs, gemütlich im Wohnzimmer spielen zu können, um das Elend an meinem heimatlichen Arbeitsplatz nicht ständig sehen zu müssen. Von nun an blätterte ich die Werbungen großer Technikmärkte nach Spielekonsolen durch. Ab und zu warf ich auch einen Blick in meinen Personalausweis, um mir über mein Alter klar zu werden und stellte jedes Mal fest, daß ich für diese Geräte doch eigentlich zu alt bin. Das ist doch etwas für Kinder, aber nicht für erwachsene Männer. Ich legte die gesammelten Prospekte beiseite, um fortan im Internet nach Argumenten zu suchen, warum sich erwachsene Jungs wie ich eine XBox oder Playstation oder Wii oder was weiß ich zulegen sollten, und daß daran aber auch nichts Verwerfliches oder Beschämendes sei. Schließlich mußte ich es ja auch irgendwie meiner damals noch zweitbesseren Hälfte in Spe erklären können, aber damit wollte ich mir noch etwas Zeit lassen.

Es ist wirklich erstaunlich, was man im Internet, wenn man nur verzweifelt genug sucht, so alles findet. Da gibt es sogar spezielle Foren für Konsolenbesitzer, die das dreißigste Lebensjahr überschritten haben - das perfekte digitale Biotop für mich. Man ist unter Gleichgesinnten. Man fühlt sich nicht mehr so fremd, weil man sich gegenseitig versichert, nicht fremd zu sein. Und mit einem Mal hat man das Gefühl, daß es sich um eine Selbstverständlichkeit handelt, Besitzer einer Spielekonsole zu sein, ja es eigentlich sogar ein Muß ist!

Durch dieses Gefühl gestärkt konnte ich mich wieder den wichtigen Dingen des Lebens widmen - der Suche nach dem richtigen Videospielgerät. Leistungen vergleichen, Erfahrungsberichte im Internet durchstöbern, Fragen in den besagten Foren stellen, das Übliche halt, bevor man eine wichtige Entscheidung trifft, und während dessen mitunter Monate vergehen können.

Meine Wahl fiel auf eine XBox 360. Die Zeit für eine Anschaffung war perfekt, da durch die gerade beendete Fußballweltmeisterschaft in Deutschland es einerseits günstige Angebote in Kombination mit Fußballspielen gab, und andererseits meine zweitbessere Hälfte in Spe im Gegensatz zu mir sehr fußballinteressiert ist.

In einem dieser Technikmärkte, in denen ich mich eigentlich immer alleine aufhalte, schnappte ich mir eines dieser Pakete mit dem gewünschten Inhalt und ging zur Kasse. Das heißt, ein Teil von mir war schon fast an der Kasse, während mein Arm noch immer im Gang mit den Spielekonsolen war. Diese Pakete waren höllisch schwer! Moderne Technik verbindet man mit viel Leistung und wenig Gewicht. Ich hingegen habe mir eine Maschine ausgesucht, die scheinbar ein Fundament aus Beton beinhaltet. Egal, meine Entscheidung war getroffen, die sollte es sein.

Jetzt mußte noch die letzte Hürde genommen werden, ich mußte es meiner Zukünftigen präsentieren. Die Argumentationslinien habe ich vorher auswendig gelernt, immer und immer wiederholt, um im entscheidenden Moment keine Fehler zu begehen. Zu meiner großen Überraschung war das alles gar nicht notwendig. Als ich damit vor ihr stand, sah sie mich verständnisvoll an und lächelte, vor allem, als sie das Fußballspiel sah.

Natürlich haben wir sofort angefangen, Fußball zu spielen. Da sah ich wieder meine Chance, zu zeigen, was in mir steckt. Bessere Hand - Augen - Koordination. Ich bin der Jäger, sie ist nur Sammler. Während ich Jagd auf Tore machte, sammelte sie hingegen die Punkte. Ich habe ein Spiel nach dem anderen verloren, rang nach jedem weiteren Spiel um Fassung. Was ich da sah, konnte und wollte ich einfach nicht glauben. Meine zukünftig zweitbessere Hälfte mutierte eindeutig zur besseren Hälfte! Ich war chancenlos!

Seitdem wurde ich zwar etwas besser, so daß ich auch schon ein oder zwei Mal gewonnen habe. 

Aber echte Männer spielen ja sowieso kein Fußball.

Hier ist noch passend zu dem Thema ein nettes Video, leider nur in englischer Sprache:

3 Kommentare:

  1. wie wahr wie wahr....als ich meine XBox gekauft habe war ich allerdings wieder Single und bin es seit dem auch geblieben.....mir funkt zuhause niemand mehr dazwischen ...zwischen mir und meiner XBox....halt mein Kater ist auch noch da, aber der schmust nur ab und zu mit dem Controller wenn ich ihn in der Hand halte, er mag die abgerundeten Ecken.

    LG
    Volkmar

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  2. Wurde die XBox angeschafft, weil man Single ist, oder ist man Single geworden, um sich endlich wieder eine Konsole zuzulegen? ;)
    Wie auch immer, die Konsole ist und bleibt einfach nur ein Spielzeug und kann vieles andere nicht ersetzen :)

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  3. In Marks Geschichten erkennt man sich wieder, das finde ich sehr schön und es macht seine Beiträge so spannend. Ich kann es kaum erwarten, das es wieder etwas Neues zu lesen gibt.

    LG
    Esther

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